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Asien Reisen Buch - China ein geheimnissvolles Land öffnet seine Pforten - Reisebericht

Anfang der Achtzigerjahre reiste ich durch ein Land, das sich nach Jahrzehnten der Abkapselung dem Westen gegenüber gerade geöffnet hatte. Die Ära Mao Zedongs war vorüber. China befand sich im Umbruch. Ich schildere die Begnungen mit Menschen in Zügen, auf Straßen, in Restaurants und Hotels und beschreibe viele der großen Sehenswürdigkeiten. Es entsteht ein facettenreiches Bild über das Reich der Mitte, in dem der Kommunismus nur ein Teilstück ist.

Ein Abstecher führt nach Lhasa, der Hauptstadt Tibets. Die Region hatte sich für Einzelreisende gerade geöffnet.

Der Leser erfährt in diesem Buch viel über das neue und das alte China.

Leseprobe

Die beiden Fahrer kochen hinten auf der Ladefläche eine Nudelsuppe, essen lange und ausgiebig und werfen endlich die Motoren an. Ein paar Stunden später bockt ein Motor und muss repariert werden. Wir sitzen derweil in einem einfachen Straßenrestaurant und stärken uns. Am späten Nachmittag erst fahren wir weiter. Ab und zu passieren wir tibetische Dörfer, die am Fuße der Berghänge liegen. Nomaden haben ihre dunklen, großen Zelte in der Weite der Landschaft aufgeschlagen, Yakherden grasen, Schafe heben sich hell gegen die zotteligen, schwarzen Yaks ab. Schneebedeckte Berge tauchen auf, die Landschaft ist grandios! Der Himmel ist nah und zu Recht spricht man vom »Dach der Welt«. 

5 Geheimnisv L Leseprobe

Gegen Mitternacht stoppen unsere Fahrer an einer kleinen Herberge in der Einsamkeit. Sie schlafen auf den Ladeflächen ihrer Brummer, wir für je zwei Yuan in den sauberen und warmen Betten des Hotels. Einen Wasserhahn gibt es nicht. Wir können uns noch nicht einmal die Hände waschen. Um 7.00 Uhr soll es weitergehen und wir stehen parat, aber die Fahrer schlafen noch. Zum Frühstück essen sie ihre Nudelsuppe unter einem bedeckten Himmel. Es ist eiskalt, vereinzelte Schneeflocken schweben und torkeln hernieder. Endlich kommt die Sonne hervor und wir fahren los. Die bis hierher gute Asphaltstrecke ist abrupt zu Ende; auf einem wilden Pistenweg schlingern und holpern wir einen Pass hoch. Der Himmel ist wieder grau, die Grasbüschel tragen Schneehauben. Ein eisiger Wind weht über das Land. Mein Fahrer ist Gott sei Dank kein Frischluftfanatiker und schließt sein Fenster. Durch die schwache Heizungsluft, die vom Fond aufsteigt, ist die Kälte im Führerhaus soeben zu ertragen. Der Pass soll über 5000 Meter hoch sein, die Luft ist dünn, das Atmen fällt schwer, das Rauchen einer Zigarette ist nicht mehr möglich. 

6 Geheimnisv L Leseprobe

Wir rumpeln hinunter in die Ebene und halten in einer Siedlung vor einem von Moslems geführten Restaurant. Die Nudeln mit dem mageren Rindfleisch schmecken lecker und wir essen uns satt. Weitere Hüttenrestaurants säumen die Durchgangsstraße. Drei mit Pilgern beladene Lkw, die auf dem Weg nach Lhasa sind, halten an. In Gruppen hocken sich die Menschen auf den Boden, entzünden ein Feuerchen und erhitzen ihren Buttertee. Sie vermischen Tsampa, das Gerstenmehl, mit dem Tee und rollen es zu mundgerechten Kügelchen. Die überraschende Ankunft dieses Pilgerzugs empfinde ich wie ein Geschenk des Himmels. Am späten Abend tanken unsere Fahrer in einem Dorf. Eine Herberge dürfte nicht weit sein. Doch wir setzen die Fahrt fort. Fahren wir etwa durch bis Golmud? Aus irgendeinem Grund scheint mein Fahrer plötzlich schlechte Laune zu haben. Er guckt finster geradeaus und schleicht die Piste entlang. Die Heizung gibt kaum Wärme ab, mir ist, als wenn ich bei minus zwanzig Grad Celsius im T-Shirt auf einer Eisfläche säße. Plötzlich hält der Fahrer an, zieht sich dicke Pullover und Hosen an und überlässt mir seinen grünen, wattierten Wintermantel, in den ich mich vermumme. Er schnauft und grunzt, einem Schwein nicht unähnlich, und ist wieder fröhlich. Dann setzt er sich hin, schläft ein und schnarcht. Der Wattemantel rettet mich vor dem Erfrieren. Ich nicke ein, bis die eiskalten Füße das Schlafen nicht mehr zulassen. Meinem Fahrer mag es ähnlich ergehen, denn auf einmal wacht er auf, wirft den Motor an und fährt bis zu seinem Kumpel vor, der mit seinem Lkw auf der Piste steht und schläft. Wir halten wieder an und mein Fahrer schläft weiter. 

7 Geheimnisv L Leseprobe

Der Tag bricht an, es wird hell. Der Lkw, in dem Eddie und Rupie die Nacht verbracht haben, streikt schon wieder. Unser Lkw schleppt ihn ab. Die Tour dauert kaum eine Viertelstunde, als wir anhalten und »die beiden faulen Sauen«, wie Eddie in seinem Schweizer Deutsch sagt, schon wieder schlafen müssen. Eddie und Rupie sind zornig. Sie wären fast erfroren. So ein Wahnsinn! In der letzten Siedlung hätte es eine Herberge gegeben. Das warme Bett war nicht fern. In der Eiseskälte haben beide kein Auge zugetan. Teiche und Tümpel sind tief zugefroren, die Bäche haben Eisränder.

Reiseberichte und Reisefotos von Mechthild Venjakob | Gestaltung - JPdesign | (c) 2018